Die Geschichte der Schuldnerberatung
Das Berufsfeld der Schuldnerberatung ist noch relativ jung. Vor 30 Jahren entstanden in Deutschland die ersten Stellen, die diese Bezeichnung trugen. Ihren Ursprung hat die Schuldnerberatung in den USA. Im Jahre 1963 haben die Forscher Luther Gatling und David Caplovitz wissenschaftliche Abhandlungen mit dem Thema Armut und Schulden veröffentlicht, die auf großes öffentliches Interesse gestoßen sind. Sie sind die Gründer der ersten amerikanischen Schuldnerberatungsstelle „Budget and Credit Counseling Services“, in der sie damals Arme beraten haben und gegen skrupellose Geschäftsmänner vorgegangen sind, die finanziell Unerfahrene ausgenommen haben. In der Öffentlichkeit machten sie das Thema durch Auftritte in diversen TV-Shows populär. So wurden auch viele Sozialpädagogen, Rechtsanwälte und Betriebswirte erreicht, die dann die Entscheidung getroffen haben sich in Schuldnerberatungen zu engagieren. In Deutschland wurde diese Thematik zum ersten Mal von Professor Röpke in den 50er Jahren aufgefasst, der die Leichtsinnigkeit und Verantwortungslosigkeit von Kreditnehmern bemängelte. Viele andere Persönlichkeiten des Finanzsektors teilten diese Meinung und predigten, dass sparen besser sei als Kredite aufzunehmen. Besonders die Lebensmittelindustrie fürchtete damals, dass sie Kaufkraft verlieren würde, wenn ihre Kunden mehr Geld für günstige Autokredite ausgeben würden und unterstützten Kampagnen zur Schuldenprävention und –aufklärung. Bis Anfang der 60er Jahre war die Zinshöchstgrenze für Konsumentenkredite auf 1% festgelegt. Doch das Kreditvolumen stieg in den folgenden Jahren an und die durch die Industrialisierung verstärkte Arbeitslosigkeit führte immer mehr Menschen in die Schuldenfalle. So entstand im Jahre 1970 die erste Stelle mit dem Namen Schuldnerberatung, der diesen Menschen helfen sollte. Zahlreiche weiter Schuldnerberatungen entstanden. Vor allem die kirchlichen und gemeinnützigen Schuldnerberatungen waren in Deutschland zu dieser Zeit auf dem Vormarsch. Auch staatliche geförderte Schuldnerberatungsstellen entstanden nach und nach, als auch von Staatsseite aus die Problematik der Privatschuldung erkannt und Handlungsbedarf nötig wurde. Heute gibt es in Deutschland flächendeckend in fast jeder Region öffentliche, kirchliche und private Schuldnerberatungen.